Couch Potato

Wenn ich schon einen großen Teil meiner Freizeit auf der Couch vor dem Small Screen verbringe, dann lohnt sich dafür ein eigenes Blog. Ich gehörte schon immer zu denjenigen, die Fernsehen als legitimes Hobby betrachteten

Bitte beachtet auch die Hinweise zum Ungang mit Spoilern hier im Blog!
Wer sich fragt, nach welchen Maßstäben ich meine Bewertungen vergebe, kann das hier nachlesen


16 April 2007

Keine Zeit mehr für Vorspänne

Die Verkürzung der durchschnittlichen Sendezeit einer Fernsehepisode von irgendwann mal 48 Minuten1 auf 42 Minuten hat - so ist es mir in dieser Season aufgefallen - ein weiteres Opfer gefunden: den Vorspann! Früher gab es doch sowas noch. Heuer leistet sich kaum noch eine Serie einen richtigen Vorspann - und wenn, dann eher 'künstlerisch wertvoll'. Definitiv vorbei sind die Zeiten, in denen man zum eingeblendeten Schauspielernamen auch das passende Gesicht zu sehen bekam. Sechs Minuten weniger Sendezeit lassen dafür einfach keinen Platz mehr
Das hat zur Folge, dass ich (und in der internationalen Fernsehbrachne bin ich ja bekanntlich der wichtigste Kunde!) im letzten Jahr kaum neue Namen hinzugelernt habe - persönlich gesehen eine kleine Schande. Z.B. bei den Wedding Bells kam eine Gast-Schauspielerin vor, deren Tonfall mir unheimlich bekannt vorkam. Schon eine mittlere Schande, dass ich den Namen nicht aus den Vorspann-Credits rausfiltern konnte, wie in vielen anderen Fällen. Dann hab ich schließlich rausgeknobelt, wer die runaway bride ist - nämlich die weibliche Hauptrolle der kurzlebigen HBO-Serie Lucky Louie, die ich immerhin in einem Dutzend Episoden gesehen habe. Aber immer noch - nicht die geringste Idee, wie deren Namen lauten könnte.
Ähnliches eben bei einer alten CSI-Folge (die Serie hab ich erst vor kurzem begonnen, zu sehen). Da taucht der Haupt-Hauptdarsteller der Black Donellys auf - und wieder, my mind goes blank. Jetzt muss man die Namen also immer von Hand nachschlagen, anstatt dass sie einem dutzendfach (und mit Bildbeweis) ins Gedächtnis gedonnert wird. Und wie das mit dem Nachschlagen so ist: Gedanke konfirmiert - Gedanke vergessen: beide Namen würden mir jetzt schon wieder nicht einfallen, wenn man mich auf den Kopf stellen würde und schütteln ...

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1: Immer wieder erstaunlich, wenn einem sowas in den Player gerät und man bei Minute 41 wirklich unruhig wird, weil sich ein Ende der Episode 'immer noch nicht' abzeichet ...

[Momentan in Winamp: Finkenauer - Manchmal zwischen den Gebäude]

10 April 2007

A day VANISHED

Vanished war eine Networkserie der Season 2006/07 um eine plötzlich und unter mysteriösen Umständen verschwundene Senatorenfrau in den USA. Die Serie hatte ursprünglich einen auf eine Staffel angelegten Handlungsstrang, wurde jedoch aufgrund Quotenschwäche aus dem Programm genommen und per Webstreaming zuende gesendet. Die Handlung wurde auf 13 Episoden verkürzt und in diesem Rahmen auch zu Ende geführt (zumindest, soweit das möglich war). Dabei nimmt die Serienhandlung auch etwa nur zwei Wochen ein.
Und, um die Überschrift zu erklären, ich hab mir die Serie an einem lauen Ostersonntag am Stück angesehen.

Hintergrund: Durch den Erfolg der Serie 24 wurde ein Markt für actionlastigen Serien mit einem eine gesamte Staffel umfassender Haupthandlung aufgestoßen. Vanished war ein Versuch, diesen Markt zu bedienen.
In der Handlung geht es um das plötzliche Verschwinden der Frau eines (der beiden) Senatoren des amerikanischen Bundesstates Georgia. Nachdem zunächst eine einfache Entführung vermutet wurde, werden nach und nach immer mehr Geheimnisse, Hintergründe und Interpretionsmöglichkeiten aufgedeckt. Dabei stehen neben der Familie des Senators (Tochter und Sohn aus erster Ehe, die Ex-Frau) die Ermittler des FBI im Vordergrund. Weiterhin geht es um die Politik des Senators und verschiedene weitere Verschwörungen.

Schauspieler und Kreative: Diverse Mitglieder des Castes sind alte Bekannte, wenn auch nicht dem Namen nach sondern nur dem Gesicht nach - als häufig genutzte Gastdarsteller in anderen Serien. So z.B. John Allen Nelson als betroffener Senator und Ehemann und Gale Harold als ausführender Ermittler. Ihm zur Seite steht die aus Emergency Room bekannte Ming-Na als Kollegin, ihm Gegenüber als ehrgeizige Journalistin Rebecca Gayheart. Später hat der aus Invasion und Third Watch bekannte Eddi Cibrian eine tragende Rolle. Dazu kommen diverse weitere nicht unbekannte Neben- und Gastdarsteller. Bei den Kreativen hat es bei mir nicht 'gepingt'.

Bewertung: Die Serie beinhaltet einen netten Wust an Verschwörungen, Wendungen, Intriegen, nette Charaktere, Überraschungen, Einblicke in die 'Polizeiarbeit' (eigentlich eine Spezialeinheit des FBI). Charakterspiel kommt nicht zu kurz, zum Ende hin mußten - notgedrungen - diverse Handlungsstränge gekappt werden. Aber: die Serie bringt eigentlich (fast) nichts neues. Einen einzigen wirklich großen Schockmoment - der aber leider (in meinen Augen) nach hinten los geht (siehe den Spoiler in Bemerkungen). Und das ist dann auch ein bisschen das Problem der Serie: sie ist eigentlich zu hausbacken - wobei ich das natürlich nur über die 'vorzeitig beendete Version' der Serie sagen kann - aber was anderes kriegt man leider nie mehr zu sehen. Der Serie fehlt irgendwie in der aktuellen Medienlandschaft das Alleinstellungsmerkmal, wie man so schön sagt: etwas, was die Serie aus der Masse hervorhebt. Und der falsch gesetzte Schockmoment dürfte zudem viele Zuschauer zu einer Zeit von der Serie vergrault haben, als diese auf Zuschauer angewiesen wäre.
Vanished erhält (in der vorliegenden 13-Episoden-Form) von mir 8 von 15 Punkten.

Bemerkungen: Bei Serien, deren Ende aufgrund Absetzung mit heißer Nadel gestrickt werden musste, stellt sich natürlich immer die Frage, inwiefern es sich wegen eines eventuell offenen Endes lohnt, die Serie überhaupt (noch) zu sehen. Ohne in Deteils zu gehen: trotz diverser abgewürgter Ansätze hatten die Macher die Gelegenheit, der Serie ein Ende zu geben. Aber irgendwie eins, dass nach einer zweiten Staffel schreit. Man erhält sicher kein rundes Happy End, aber man erhält doch einen glaubwürdigen Abschluß für die Handlungsstränge der meisten Charaktere. Auch, wenn ich persönlich damit nicht ganz zufrieden bin.
Der Schockmoment-SPOILER: Nach etwas mehr als einer handvoll Episoden wird der Hauptermittler des FBI-Teams getötet, ein alter Freund - Eddie Cibrian - übernimmt die Ermittlungen. Sicherlich ein bisher nicht dagewesener Hammer. Andrerseits war dieser Ermittler  d i e   (tragische) Identifikationsfigut der Serie, deren Verlust mich als Zuschauer mit einem 'Was sollte dass den jetzt'-Gefühl zurückließ - und meiner emotionalen Bindung zur Handlung einen deutlichen Schlag versetzte. Sicherlich ein bahnbrechendes Experiment der Fernsehgeschichte, aber eins mit schlechtem Ausgang.

Vanished bei TV.com - in der IMDB - in der englischen Wikipedia

[Momentan in Winamp: Bruce Springsteen - Streets Of Philadelphia]

04 April 2007

Fans und Journalisten

Journalisten schreiben nicht für Fans. Denn Fans wissen mehr über ihr Thema, als Journalisten sich in ihrer kurzen Arbeitszeit anlesen könnten. Daher lassen letztere das Nachlesen meistens gleich ganz. Da Fans nun mehr über ihr Thema wissen, und ihnen die Arbeit der Journalisten nun auch nicht so schwer erscheint - schreiben kann schließlich jeder irgendwie - übernehmen sie dann gerne journalistische Aufgaben für ihrem Hobbybereich - das nennt man dann wohl bloggen. Oder die Fans schließen sich zu pseudojournalistischen Verbindungen zusammen. Und nennen sich dann z.B. Serienjunkies. Und erkennen dann, wie schwer das Leben eines Journalisten mitunter sein kann. Aber dann fangen die 'echten' Fans schon an, sich über die Pseudojournalisten aufzuregen. Sind ja schließlich auch Journalisten. Aber dass alles nur am Rand.
Kommen wir zurück zu Fans wissen mehr über ihr Thema als Journalisten. Journalisten nennen sich vermutlich auch die Mitarbeiter der Netzeitung. Da solche Leute bekanntlich nicht auf eingesandte Kritik reagieren, blogge ich sie lieber gleich.
  • 1ter Faux Pas: Mel Reynolds. Wer soll dass den sein, fragt sich der Film- und Fernsehfan. Aber die Journalisten von der Netzeitung wissen es besser. Unter der Überschrift Schlappe für 'Star Wars' berichten sie darüber, dass die Leser des SFX-Magazins in ihrer Top 10 Sci-Fi-Filme aller Zeiten-Wahl Serenity tatsächlich vor Star Wars gesetzt hatten. Nun, leider hat der den Artikel verfassende Journalist Serenity offensichtlich nie gesehen, und versucht eine Kurzbeschreibung aus diversen Pressematerialien zusammenzustellen - was ihm mißlingt. Oder hat jemand in dem Film eine Art interstellares A-Team gesehen? Zu allem Unglück nennt er den Hauptcharakter Mel (wo wir doch alle wissen, dass dieser Mal(colm) Reynolds heißt). Da fragt man sich, warum sich Vollzeitautoren - ganz ungleich uns Hobbyautoren - für einen Blick in die IMDB zu Schade sind.

  • 2ter bis 11ter Faux Pas: Da gibt ein - mal wieder amerikanisches - Magazin eine Lister der schönsten lebenden Frauen heraus. Natürlich weitestgehend Amerikanerinnen - die in Deutschland nur mäßig bekannt sind. Denn während sie in den USA neben ihrem hübschen Aussehens noch einen regulären Broterwerb haben - meist Schauspielerin - und in schneller Folge abwechselnd durch die Boulevardpresse gejagt werden, kennt man in Deutschland nur ihre hübschen Gesichter. Um nun aber einen Artikel wie zum Beispiel Biel hat mehr Sexappeal als Johansson zu schreiben, muß man von den Top-Ten-Ladies ja wenigstens sagen, wer das denn nun sein soll. Weil deren Namen halt in Deutschland nicht durch die Boulevardpresse getrieben werden. Da werden halt andere Damen durchgejagt, die die amerikanischen Leser des Magazins Esquire anscheinend nicht ganz so hübsch finden. Oder lebendig. Da müsste man wohl noch mal nachfragen.
    Aber besagte amerikanischen Schönheiten haben ihre Nasen zum Glück schon mal vor eine Kamera für bewegte Bilder gehalten, so dass man das als Referenz nehmen kann. Gewinnerin Jessica Biel hat immerhin schon in mindestens zwei halbwegs erfolglosen Spielfilmen mitgespielt (Stealth und Blade Trinity). Da sprechen wir besser nicht die jahrelange Serienrolle in Eine himmlische Familie (7th Heaven) an, die sie berühmt gemacht hat und die auch in Deutschland hinreichend bekannt ist. Außer natürlich bei Journalisten, weil die Serie vornbehmlich Nachmittags ausgestrahlt wurde, und da müssen Journalisten ja arbeiten. Scarlett Johansson braucht man wohl nicht näher vorzustellen. Die drittplatzierte Jessica Alba sollte auch in Deutschland bekannt sein (ja, sollte sie! Ist sie aber glaub ich nicht ...). Platz vier wird von Desperate Housewive Eva Longoria belegt. Den Seriennamen kennt man auch hierzulande. Glücklicherweise. Weil ihre Berühmtheit in den USA zum einen von einer Beziehung zu einem Profisportler (einer in Deutschland total unpopulären Sportart) abhängt sowie von dem Steckenpferd der B-Prominenz, in jedes unter die Nase gehaltene Mikrofon auch etwas gehaltvolles zu sagen. Und dabei zu gleichen Teilen absichtlich wie unfreiwillig komisch zu sein. Platz fünf geht an eine American Idol Teilnehmerin. Persönlich finde ich es interessant, dass der deutsche Journalist davon ausgeht, dass seine Leser wissen, dass dies das amerikanische Äquivalent zu Deutschland sucht den Superstar ist. Es folgt auf Platz sechs Siena Milla - deren Privatleben - glücklicherweise für unseren Journalisten - auch in Deutschland Thema der Regenbogenpresse war. Platz 7 geht an - ich zitiere - O.C., California Star Olivia Wilde. Da könnte ich micht jetzt natürlich auslassen, dass die wohl kaum eine halbe Staffel lang (von insgesamt vier Staffeln Serienlaufzeit) bei der Serie dabei war, dass sie momentan in einer von Kritikern hochgelobten und in den USA von ca. sieben Millionen Zuschauern gesehenen neuen Serie auftritt ... und dass das leider fünf Millionen Zuschauer zu wenig waren, um der Serie mehr als 6 ausgestrahlte Episoden zu verschaffen. Aber sowas kann man ja dem deutschen Online-Zeitungs-Leser nicht zumuten. Schon gar nicht für Platz 7 ... Platz 8 bedarf wiederum keiner Erklärung: Angelina Jolie. Mein Favorit ist dann Platz 9, dessen Inhaberin Malin Akerman über eine Rolle im Film The Skulls vorgestellt wird. Laut IMBD füllte sie dabei die - sicherlich tragende - Rolle des Coed in Caleb's Apartment aus (oder, mit anderen Worten: ihre Rolle hatte nichtmal einen Namen; solche Rollen finden sich in den Filmcredits für gewöhnlich in der 'unteren Hälfte'). Problematisch für unseren Journalisten sicherlich, dass sie sonst nichts nenneswertes in ihrem Lebenslauf hat. Am interessantesten sind sicherlich ihre Kategorien in der englischen Wikipedia, die in etwa folgenden Lebenslauf ergeben: Leute aus Stockholm, Schwedische Imigranten nach Kanada, Kanadier die in den USA leben, Lebende Leute. Da soll so ein armer Journalist mal was draus machen. In möglichst five Words or less. Platz 10 ist dann wieder ein easy shot - Christina Aguilera
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[Momentan in Winamp: Kettcar - Landungsbrücken Raus]