Couch Potato

Wenn ich schon einen großen Teil meiner Freizeit auf der Couch vor dem Small Screen verbringe, dann lohnt sich dafür ein eigenes Blog. Ich gehörte schon immer zu denjenigen, die Fernsehen als legitimes Hobby betrachteten

Bitte beachtet auch die Hinweise zum Ungang mit Spoilern hier im Blog!
Wer sich fragt, nach welchen Maßstäben ich meine Bewertungen vergebe, kann das hier nachlesen


29 April 2006

Review: Veronica Mars

Mit einjähriger Verspätung schafte es ab dem1. April die amerikanische Fernsehserie Veronica Mars ins deutsche Fernsehen. Leider auf einem eher unglücklichen Sendeplatz, wo nur wenige zufällige Zuschauer die Serie bemerken werden: Samstags, 14 Uhr im ZDF. Und ich befürchte, dass die Ausstrahlung der Serie durch Sportübertragung eher unregelmäßig werden könnte.

Hintergrund: Ein Jahr zuvor: Veronica Mars ist eine High School Schülerin in dem eigentlich eher beschaulichen kalifornischen Ort Neptun. Hier angesiedelt ist eine Softwarefirma, die großes geleistet hat. Hier wurde die Internet-Streaming-Video-Technologie revolutioniert. Und der Firmengründer Jake Kane war so großzügig, einen Großteil seiner Angestellten am Erfolg zu beteiligen. So gibt es in Neptun fast keine Mittelschicht mehr: es gibt nur die Reichen 09er (nach ihrer Postleitzahl; sprich: Oh-Nein-er) auf der einen und den hart arbeitenden Rest der Bevölkerung auf der anderen Seite.
Veronica gehört nun eigentlich nicht zu den Reichen: ihr Vater ist der gewählte Sheriff der Stadt, ein durchschnittlich bezahlter Staatsdiener. Doch Veronica gehört trotzdem zur Klique der Reichen und Schönen: Lilly - die Tochter von Jake Kane - ist Veronicas beste Freundin, und sein Sohn Duncan ist Veronicas fester Freund.
Eines Tages verändert sich die Welt von Veronica: ohne Grund und Erklärung fängt Duncan an, sie zu meiden. Während Veronica noch versucht, die Situation zu verstehen, geschieht etwas viel bedeutenderes: Lilly wird im Haus ihrer Eltern ermordet. Ihre Leiche wird am Pool mit eingeschlagenem Schädel gefunden. Veronicas Vater Keith Mars übernimmt die Ermittlungen, und schnell konzentriert er sich auf Lillys Vater Jake Kane. Die Stadt duldet diese Verdächtigung ihres prominetesten Bürgers nicht, und Sheriff Mars wird schnellstens aus dem Amt gewählt. Der neue Sheriff erhält auch gleich einen anonymen Tipp, mit dem er einen Tatverdächtigen festnehmen kann - welcher in der Folge wegen des Mordes verurteilt wird.
Vater Mars beschließt, in Neptune zu bleiben, obwohl er und seine Familie nun beständigen Anfeindungen ausgesetzt sind. Seine Frau Lianne kommt mit der Situation nicht zurecht und verläßt die Stadt und ihre Familie bei Nacht und Nebel.
Als Veronica eines Abends in einem Anfall von Familienstolz uneingeladen auf einer Party ihrer ehemaligen 09er-Freunde auftaucht, schiebt ihr jemand ein Getränk mit Drogen unter - am nächsten Morgen erwacht sie ohne Erinnerung und muß ihre Unterwäsche einsammeln ...
An der High School ist Veronica von nun an eine Ausenseiterin: die ärmeren gönnen ihr ihren gesellschaftlichen Absturz, von ihren alten Freunen wird sie offensichtlich fallengelassen und Logan, Sohn eines berühmten Schauspielers und der beste Freund von Veronicas Ex Duncan, läszlig;t keine Gelegenheit für Boshaftigkeiten aus. Veronica beginnt, ihrem Vater - der mittlerweile eine kleine Privatdetektei eröffnet hat - bei der Arbeit zu helfen, zunächst hautpsächlich als Bürokraft ...

In die Situation kommt Bewegung, als Veronica zu Beginn des neuen Schuljahres an ihrer Schule ankommt. Dort ist - von einer großen Menge gaffender und johlender Mittschüler umringt - ein Neuer am Fahenemast angebunden. Wallace, so der Name des Neuen, hat sich während eines Nacht-Jobs an einer Tankstelle die Bikergang des Schülers Eli 'Weevil' Navarro zu Feinden gemacht, indem er zwei der ihren wegen Ladendiebstahl angezeigt hat. Veronica und ihre Mitschüler sind nun Zeugen der Warnung geworden, diese Anzeige ungeschehen zu machen.
Während Veronica tief in die Trickkiste greift, um Wallace zu helfen, kreuzen Informationen im Mordfall Lilly Kane ihren Weg: Veronica kommen starke Zweifel an der Schuld des für das Verbrechen veruteilten Mörders ...

Schauspieler und Krative: Aus dem Hauptcast war mir vor Veronica Mars eigentlich nur Enrico Colantoni bekannt - Vater Mars. Er war vorher in einer (zumindest in den USA) recht erfolgreichen Sitcom namens Just shoot me zu sehen. Pro7 strahlte die Serie kurzzeitig Donnerstags abends in einem Comedyblock aus (noch lange vor dem 'werktäglichen Raab'), welcher sich damals aber nicht wirklich durchsetzten konnte. Der Schöpfer von Veronica Mars, Rob Thomas hat in seinem bisherigen Berufsleben schon an der ersten Staffel von Dawson's Creek mitgearbeitet und die kurzelbige Serie Cupid geschaffen (steht noch auf meiner To-watch-Liste, mit Jeremy Piven und Paula Marshall).
Alle anderen Schauspieler waren mir unbekannt. Hauptdarstellerin Kristen Bell hatte jedoch einen erinnerungswürdigen Auftritt in Everwood als eine Chearlederin, die mit ihren Silikonimplantaten Probleme hat.

Bewertung: Im englischen Orginal fesselt die Serie von der ersten Minut, denn die Dialoge sitzen einfach. Die Schauspieler können von der ersten Sekunde an überzeugen. Und nach der dritten Episode ist man von der Welt 'Neptuns' gefangen. Im Deutschen hat man nun leider 'nur' die Storry, die einen gefangen nehmen kann, und dafür braucht es halt ein paar Episoden.
Die Serie ist sicherlich genrebestimmend. Sie wird oft als 'Teen-Noir' bezeichnet, in Anlehnung an das Genre des Film-Noir und seinen Gesetzte. Die Handlung fängt meist banal an, ein kleiner 'Ermittlungsauftrag' für Veronica, ein bisschen Arbeit f&uumrl; ihren Vater. Doch oftmals steckt mehr dahinter. Oftmals erweisen sich diejenigen, die man für die 'Guten' gehalten hat, als eher 'schattige' Gesellen. Und die Grundbösen erscheinen auch in einem erhellenden Lichtstrahl - und sind plötzlich genauso 'schattig'. Alles ist möglich in Neptune, das Vorstellbare und banale ebenso wie das unvorstellbare. Brutaler Mord ist selten, Verschwörungen sind häufig.
Das Geniale an Veronica Mars ist nun, dass am Ende alles einen Sinn ergibt. Das trifft grade auf den langen Plot zu. Wo andere Serien (sagen wir mal 24) oftmals das Problem haben, dass sich der Hergang der Dinge nicht immer plausibel erscheint, geht bei Veronica Mars alles mit einer Leichtigkeit auf, hinter der Genialität (und sicherlich viel harte Arbeit) steckt - bei Episodenhandlungen wie beim staffelweiter Handlungsbogen.

Bemerkungen: Definitiv eine meiner Lieblingsserien, die es auch in der zweiten Staffel geschafft hat, mit neuen Mitteln Spannung und Unterhaltung zu schaffen. Bleibt zu hoffen, dass es eine dritte Staffel geben wird (dann auf dem neunen Network The CW). Dann ist Veronica auf dem Colege und vieles dürfte sich verändern.
Allerdings definitve Empfehlung zur englischen Orginalversion.