Couch Potato

Wenn ich schon einen großen Teil meiner Freizeit auf der Couch vor dem Small Screen verbringe, dann lohnt sich dafür ein eigenes Blog. Ich gehörte schon immer zu denjenigen, die Fernsehen als legitimes Hobby betrachteten

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Wer sich fragt, nach welchen Maßstäben ich meine Bewertungen vergebe, kann das hier nachlesen


21 Februar 2006

Review: House, M. D.

House, M.D. (oder kurz House) ist eine US-amerikanische Mediziner-Serie. Ähnlich, wie z.B bei CSI Mordfälle anhand von Hinweisen und Aussagen gelöst werden, geht es bei House um diagnostische Medizin - man spricht hier von einem Procedual.
Dr. Gregory House ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Diagnostik. Daher hat man ihm ein kleines Team von jungen Fachärzten unterstellt, mit dem zusammen er schwierige Fälle aufarbeitet. Und während die Fälle der Woche durchaus unterhaltsam sind, macht erst das beständige Miteinander des Teams die Serie so sehenswert.

Hintergrund: Mit CSI kamen die sogenannte Proceduals zurück. Mit einem Trick - den eingespielten Animationen, wenn bestimmte Vorgänge erklärt wurden - überschwämten sie das Fernsehen. Bald war der Markt mit Krimiserien überschwemmt. Es ging um Tote, Verschwundene, Mathematik, lange Verstorbene und bisweilen auch um Visionen. Schließlich kam jemand auf die Idee, dass das Aufspüre einer Krankheit einem Kriminalfall nicht unähnlich ist. House war geboren! Doch was House zur Kultserie macht, liegt an anderer Stelle: in den Charakteren.
Dr. Gregory House war schon immer ein Genie im Bereich der diagnostischen Medizin. Durch eine Fehldiagnose hat er ein verkrüppeltes Bein und ist auf einen Gehstock angewiesen. Und auf Schmerzmedikamente. Die er einwirft, als seien sie Tic Tacks. Das mit der Fehldiagnose erscheint jetzt vielleicht wie ein ziemlich billiger Trick der Serienautoren - ist es aber nicht. Denn auch für House ist jede Diagnose ein langer Weg. Und im Falle seines Beins, hat man seine Symptome zu lange falsch interpretiert - was ihn verkrüppelt zurückließ. House ist definitiv nicht der 'nette Onkel Doktor'. Sein Credo ist: Jeder lügt!. Und zumeist liegt er damit richtig. Jeder verschweigt gerne peinliche oder negative Faktoren, die anscheinend nichts mit der aufgetretenen Erkrankung zu tun haben. Wozu den eigenen Medikamentenmissbrauch zugeben, wenn es nicht nötig erscheint? Und so hält sich House gerne an die Fakten. Seine Patienten dazu persönlich kennenzulernen, ist nur selten nötig. Es sei denn, man muss die Wahrheit förmlich auch ihnen herauspressen. Dann legt House schon mal selber Hand an. House drückt sich vor der Arbeit, wo er nur kann - es sei denn, ein wirklich interessanter Fall stellt sich vor. House, macht sich nicht die Mühe, nett zu sein - er ist verletzend direkt.
Der Erste unter Gleichen in seinem Team ist Dr. Eric Foreman. Ein afro-amerikanischer junger Doktor mit besten Refferenzen und dem Spezialgebiet Neurologie. House hat sich, nach eigenen Angaben, für ihn entschieden, weil Foreman eine Jugendstrafakte hat. Denn wenn ein Patient nicht mit der Wahrheit herausrücken will - dann läßt House sein Team schon mal eine 'inoffizielle Hausdurchsuchung' machen. Und sehr zu dessen Missfallen, ist Foreman dafür Hous' erste Wahl.
Dr. Robert Chase ist australischer Herkunft, sein Spezialgebiet die Intensiv-Medizin. Für ihn ist die Medizin ein Job mit guten Karrieraussichten. Nur selten ist er persönlich betroffen. Chase' Vater ist ein angesehener Mediziner, mit dem der Sohn keine gute Beziehung hat. Aber Chase verfügt über nicht geringen Charme.
Sein genaues Gegenteil ist Dr. Allison Cameron, eine Immunologin. Sie ist immer mit dem Herzen bei den Patienten. Der misantropische Dr. House treibt sie ein ums andere mal zur Weissglut - vor allem, wenn er recht behält.
Neben House' Team gibt es noch zwei weitere Ärzte von Bedeutung in der Serie. Zunächt. Dr. Lisa Cuddy. Sie ist die Leiterin des Krankenhauses. House' Abteilung rechnet sich nicht wirklich. Daher werden ihr auch andere Aufgaben übertragen. So muss jeder aus dem Team auch ein paar Stunden pro Woche in der freien Klinik des Krankenhauses ableisten. Grade solche 'Routinearbeit' verabscheut House! Andrerseits hat Cuddy ein zunächst ungeklärtes Wohlwollen gegenüber House und tut deshalb alles, seine Abteilung zu erhalten (SPOILER: Cuddy war damals die Vorgesetzte des Teams, das bei House' Bein die korrekte Diagnose zu spät stellte). Dr. James Wilson ist der einzige Freund, den House besitzt. Wilson ist Onkologe. Er ist momentan in dritter Ehe verheiratet - aber dem Anschein nach ist auch diese Ehe eher auf dem absteigenden Ast. Und Wilson ist kein bischen wie House. Er ist aufmerksam, mitfühlend und eher ein Philantrop. Nicht selten muss er die Scherben, die House hinterläßt, wieder zusammenkitten.

Schauspieler und Kreative:Vor Start der Serie waren mir die Darsteller von Dr. Chase (Jesse Spencer) und Dr. Cameron (Jennifer Morisson) unbekannt. Beide kann man eigentlich auch ganz gut als Eye-Candy der Serie zusammenfasssen. Dr. Foremans Darsteller (Omar Epps) kennt der Serienfanatiker als Dr. John Carters überforderten Kollegen Dr. Dennis Gant, der in der dritten Staffel von Emergency Room dem von Dr. ebnton aufgebauten Druck nicht standhalten konnte. House selber (Hugh Laurie) war mir auch noch nicht aufgefallen. Vor kurzem war er jedoch im Remake von Der Flug des Phoenix zu sehen, und in den Stuart Little-Filmen spielte er den Adoptivvater des kleinen Mäuserichs.
Dem Serienfan ist die Darstellerin von Dr. Cuddy (Lisa Edelstein) aus diversen Nebenrollen und als oftmalige Gastdarstellerin bekannt. Z.B. hatte sie bei Ally McBeal eine Gastrolle als Cindy - ein Mann auf dem Weg zur 'Geschlechtsangleichung' - in den sich einer der männlichen Anwälte ('Mark') verliebt - natürlich ohne zu wissen, dass er einen Mann vor sich hat. Dr. Wilsons Darsteller (Robert Sean Leonard) dürfte den meisten aus seiner Hauptrolle im Club der toten Dichter bekannt sein.

Bewertung: Die Serie ist Kult. Die Charaktere sind sehr gut entworfen. Ähnlich wie bei Without A Trace sind die Fälle schon spannend und eigentlich - wie bei den meisten Procedurals - alleine das Sehen wert - aber die reine Freude kommt erst durch das Zusammenspielt der Hauptfiguren auf. Und während es bei WAT eben eher das Subtile ist, was den Reiz ausmacht, sind es bei House die emotinal geführten Wortgefechte. Grade House' Direktheit bringt hier eine Menge in Bewegung.

Bemerkungen: Meiner Meinung nach brauchte House einige Folgen, um seinen eigenen Stiel zu finden. In den ersten Folgen war es für mich schon recht hart mit anzusehen, wie an einem Patienten über 40 Minuten die verschiedensten Untersuchungsmethoden ausprobiert wurden, diverse Fehldiagnosen zu schmerzvollen Fehlbehandlungen fürten und schließlich die Lösung irgendwie aus dem Nichts erschien - eben weil die Sendezeit nun um war. Wieder mal ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, einer Serie ein bisschen Zeit zum Entwickeln zuzugestehen.
Die Patienten der Woche bzw. deren im Blickpunkt stehenden Angehörige sind fast durchweg bekannte Seriendarsteller, die an anderem Ort schon ihr Können unter Beweis gestellt haben:Ever Carradine, Stacy Edwards, Dominic Purcell, Roxanne Hart, Leslie Hope, Meredith Monroe, Nestor Carbonell oder Sarah Clarke, um mal einige zu nennen. Dazu kommen noch Story-Arcs mit Chi McBride (Boston Public) und Sela Ward).
In den USA läuft momentan die zweite Staffel. Die erste ist bereits als DVD erschienen. In Deutschland liegen die Senderechte wohl bei RTL ...
Herausragende Episoden sind meiner Meinung nach bisher 1x23, Three Stories (House muss Vertretungsweise ein medizinische Vorlesung halten; er wählt drei Fallbeispiele mit ähnlichen Symptomen aus - und die Storie entwickelt sich überraschend) und 2x10, Failure to Communicate (House ist dienstlich verreist - trotzdem hat er seine Truppe fest im Griff).

Man darf sich also auf diese Serie freuen - oder vielleicht doch lieber gleich die DVDs bestellen?

[Momentan in Winamp: Fountains of Wayne - All Kinds of Time]