The Guardian - Nachbetrachtung
Seit geraumer Zeit liegt die Erstausstrahlung von The Guardian - Retter mit Herz auf VOX hinter uns. Zeit, noch mal ein paar Worte über die Serie zu verlieren.
Zunächst: der deutsche Untertitel Retter mit Herz ist glücklicherweise eine unglaubliche Fehlinterpretation der deutschen Verantwortlichen gewesen. So was passiert, wenn man allemfals die Pilotepisode gesehen hat. Etwa erst zur Mitte der ersten Staffel hat die Serie ihren Grundton wirklich gefunden gehabt. Und zu diesem Zeitpunkt (neben dem Austausch einer Schauspielerin gegen eine hüberschere) auch beschloßen, den Hauptcharakter Nick Fallin interssant zu lassen und der Versuchung zu wiederstehen, aus der Serie eine Chick-Show zu machen.
Fallin, ein junger und vielversprechnder Wirtschaftsanwalt, wird zu Beginnd der Serie wegen Kokainbesitzes zu 1500 Stunden Sozialarbeit bei der Rechtshilfe Pittsburgh verurteilt - und kommt damit extrem gut weg. Bei der Rechtshilfe, die sozial schwachen Kindern kostenlosen Rechtsbeistand liefert, soll Fallin durch sozialen Umgang auf den rechten Weg zurückkommen. So die Meinung von Nicks Vater Burton, der eine sehr erfolgreiche Anwaltskanzlei für Wirtschaftsrecht führt. So auch die Meinung von Alvin Masterson, einem trockenen Alkoholiker und Leiter der Rechtshilfe.
Und hier lag für die Serie die Gefahr, rührselig und langweilig zu werden. Die Klippe wurde nach leichten Anlaufschwierigkeiten erfolgreich umschifft. Die Kreativen ließen Nick die Person bleiben, die damals den Kontakt zur Welt verloren hat und den Drogen verfiel: durch die frühe Scheidung lebte Nick zunächst bei seiner Mutter, die jung einem Krebsleiden erlag; der Teenager Nick wurde von seinem Workoholic-Vater auf verschiedene Internate abgeschoben. Und so geht Nick durch's Leben (und die Serie), unfähig, Konflikte - im Beruflichen wie im Privaten - konstruktiv zu lösen. Statt dessen Augen zu und durch.
Meine absolute Lieblingssszene: Nick macht einen Heiratsantrag. Ohne Worte. Holt eine Ringschachtel aus der Tasche und schiebt sie geschlossen und ohne Erklärung über den Küchentresen. Legt den Kopf schief, setzt seinen Babyblick auf und wartet auf eine Antwort ...
Aber auch andere Rollen wissen zu gefallen. Burton, Nicks Vater, zum Beispiel. Immer hin und her gerissen dazwischen, seinem Sohn jeden Fehltritt zu vergeben oder ihn zurechtzuweisen. Aber nie in der Lage, mit ihn zu reden. Immer um sein Lebenswerk bemüht, daß er Nick hinterlasen will.
Alvin Masterson, hervorragend porträtiert von Alan Rosenberg (seit Cybill-Zeiten einer meiner Favoriten). Und mit Wendy Moniz als Lulu Archer eine nicht schlechte Mischung aus Professionalität und Eye-Candy (auch, nachdem sie ihre Haare deutlich gekürzt hat ...).
Natürlich hat auch The Guardian sein gerütteltes Maß an Inkonsequenzen, unterforderten Nebendarstellern und merkwürdigen Handlungsbögen. Aber noch lange kein DEK-Produkt ...
Also, keine schmalztirefende Gefühlduselei sondern eine konsequente Dramaserie. Wenn ihr über die Wiederholung stolpert - bleibt dabei!
[Momentan in Winamp: Staind - It's Been Awhile]
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