Fans und Journalisten
Journalisten schreiben nicht für Fans. Denn Fans wissen mehr über ihr Thema, als Journalisten sich in ihrer kurzen Arbeitszeit anlesen könnten. Daher lassen letztere das Nachlesen meistens gleich ganz. Da Fans nun mehr über ihr Thema wissen, und ihnen die Arbeit der Journalisten nun auch nicht so schwer erscheint - schreiben kann schließlich jeder irgendwie - übernehmen sie dann gerne journalistische Aufgaben für ihrem Hobbybereich - das nennt man dann wohl bloggen. Oder die Fans schließen sich zu pseudojournalistischen Verbindungen zusammen. Und nennen sich dann z.B. Serienjunkies. Und erkennen dann, wie schwer das Leben eines Journalisten mitunter sein kann. Aber dann fangen die 'echten' Fans schon an, sich über die Pseudojournalisten aufzuregen. Sind ja schließlich auch Journalisten. Aber dass alles nur am Rand.
Kommen wir zurück zu Fans wissen mehr über ihr Thema als Journalisten. Journalisten nennen sich vermutlich auch die Mitarbeiter der Netzeitung. Da solche Leute bekanntlich nicht auf eingesandte Kritik reagieren, blogge ich sie lieber gleich.
- 1ter Faux Pas: Mel Reynolds. Wer soll dass den sein, fragt sich der Film- und Fernsehfan. Aber die Journalisten von der Netzeitung wissen es besser. Unter der Überschrift Schlappe für 'Star Wars' berichten sie darüber, dass die Leser des SFX-Magazins in ihrer Top 10 Sci-Fi-Filme aller Zeiten-Wahl Serenity tatsächlich vor Star Wars gesetzt hatten. Nun, leider hat der den Artikel verfassende Journalist Serenity offensichtlich nie gesehen, und versucht eine Kurzbeschreibung aus diversen Pressematerialien zusammenzustellen - was ihm mißlingt. Oder hat jemand in dem Film eine Art interstellares A-Team gesehen? Zu allem Unglück nennt er den Hauptcharakter Mel (wo wir doch alle wissen, dass dieser Mal(colm) Reynolds heißt). Da fragt man sich, warum sich Vollzeitautoren - ganz ungleich uns Hobbyautoren - für einen Blick in die IMDB zu Schade sind.
- 2ter bis 11ter Faux Pas: Da gibt ein - mal wieder amerikanisches - Magazin eine Lister der schönsten lebenden Frauen heraus. Natürlich weitestgehend Amerikanerinnen - die in Deutschland nur mäßig bekannt sind. Denn während sie in den USA neben ihrem hübschen Aussehens noch einen regulären Broterwerb haben - meist Schauspielerin - und in schneller Folge abwechselnd durch die Boulevardpresse gejagt werden, kennt man in Deutschland nur ihre hübschen Gesichter. Um nun aber einen Artikel wie zum Beispiel Biel hat mehr Sexappeal als Johansson zu schreiben, muß man von den Top-Ten-Ladies ja wenigstens sagen, wer das denn nun sein soll. Weil deren Namen halt in Deutschland nicht durch die Boulevardpresse getrieben werden. Da werden halt andere Damen durchgejagt, die die amerikanischen Leser des Magazins Esquire anscheinend nicht ganz so hübsch finden. Oder lebendig. Da müsste man wohl noch mal nachfragen.
Aber besagte amerikanischen Schönheiten haben ihre Nasen zum Glück schon mal vor eine Kamera für bewegte Bilder gehalten, so dass man das als Referenz nehmen kann. Gewinnerin Jessica Biel hat immerhin schon in mindestens zwei halbwegs erfolglosen Spielfilmen mitgespielt (Stealth und Blade Trinity). Da sprechen wir besser nicht die jahrelange Serienrolle in Eine himmlische Familie (7th Heaven) an, die sie berühmt gemacht hat und die auch in Deutschland hinreichend bekannt ist. Außer natürlich bei Journalisten, weil die Serie vornbehmlich Nachmittags ausgestrahlt wurde, und da müssen Journalisten ja arbeiten. Scarlett Johansson braucht man wohl nicht näher vorzustellen. Die drittplatzierte Jessica Alba sollte auch in Deutschland bekannt sein (ja, sollte sie! Ist sie aber glaub ich nicht ...). Platz vier wird von Desperate Housewive Eva Longoria belegt. Den Seriennamen kennt man auch hierzulande. Glücklicherweise. Weil ihre Berühmtheit in den USA zum einen von einer Beziehung zu einem Profisportler (einer in Deutschland total unpopulären Sportart) abhängt sowie von dem Steckenpferd der B-Prominenz, in jedes unter die Nase gehaltene Mikrofon auch etwas gehaltvolles zu sagen. Und dabei zu gleichen Teilen absichtlich wie unfreiwillig komisch zu sein. Platz fünf geht an eine American Idol Teilnehmerin. Persönlich finde ich es interessant, dass der deutsche Journalist davon ausgeht, dass seine Leser wissen, dass dies das amerikanische Äquivalent zu Deutschland sucht den Superstar ist. Es folgt auf Platz sechs Siena Milla - deren Privatleben - glücklicherweise für unseren Journalisten - auch in Deutschland Thema der Regenbogenpresse war. Platz 7 geht an - ich zitiere - O.C., California Star Olivia Wilde. Da könnte ich micht jetzt natürlich auslassen, dass die wohl kaum eine halbe Staffel lang (von insgesamt vier Staffeln Serienlaufzeit) bei der Serie dabei war, dass sie momentan in einer von Kritikern hochgelobten und in den USA von ca. sieben Millionen Zuschauern gesehenen neuen Serie auftritt ... und dass das leider fünf Millionen Zuschauer zu wenig waren, um der Serie mehr als 6 ausgestrahlte Episoden zu verschaffen. Aber sowas kann man ja dem deutschen Online-Zeitungs-Leser nicht zumuten. Schon gar nicht für Platz 7 ... Platz 8 bedarf wiederum keiner Erklärung: Angelina Jolie. Mein Favorit ist dann Platz 9, dessen Inhaberin Malin Akerman über eine Rolle im Film The Skulls vorgestellt wird. Laut IMBD füllte sie dabei die - sicherlich tragende - Rolle des Coed in Caleb's Apartment aus (oder, mit anderen Worten: ihre Rolle hatte nichtmal einen Namen; solche Rollen finden sich in den Filmcredits für gewöhnlich in der 'unteren Hälfte'). Problematisch für unseren Journalisten sicherlich, dass sie sonst nichts nenneswertes in ihrem Lebenslauf hat. Am interessantesten sind sicherlich ihre Kategorien in der englischen Wikipedia, die in etwa folgenden Lebenslauf ergeben: Leute aus Stockholm, Schwedische Imigranten nach Kanada, Kanadier die in den USA leben, Lebende Leute. Da soll so ein armer Journalist mal was draus machen. In möglichst five Words or less. Platz 10 ist dann wieder ein easy shot - Christina Aguilera .
[Momentan in Winamp: Kettcar - Landungsbrücken Raus]
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