Over the Top
Lesern dieses Blogs brauche ich nicht zu erklären, dass in den USA grade die Sweeps zu Ende gegangen sind (kurzgefaßt: eine Zeit mit besonders aufwändiger Quotenbeobachtung, von denen letztendlich die Werbepreise im US-Fernsehen für die kommenden Monate abhängen). Für die Networks der USA schon immer ein Anlaß, Besonderes zu zeigen (und schlecht stehend Programme einen Monat auf die Ersatzbank zu schicken (heuer z.B. Justice; gerne wird so eine Ersatzbank dann auch zur kompletten Absetzung)).
Wann immer man in Deutschland eine Serienfolge mit berühmten Gaststars (vor allem etablierten und erfolgreichen Fimschauspielern) sieht - man kann fast sicher sein, dass sie in den USA in den Sweeps lief. So wurde auch dieses Jahr die Gelegenheit genutzt, das volle Gewicht zum Einsatz zu bringen. (Es folgen SPOILER bis zum Ende des Artikels!):
Drei Bespiele:
- House (Son of coma guy): An sich eine atemberaubende Folge. Greg House wird mal wieder in die Defensive gedrängt, als er einen Patienten mittels des aus Schweigen der Lämmer bekanten quid pro qou Informationen zur Familien-Krankengeschichte eines Komapatienten entlocken muß. In der Rolle des eben selbst erst - und vermutlich nur kurzfristig - aus einem Koma erweckten Vaters John Larroquette (in Deutschland eher unbekannt, allenfalls aus der 80er Serie Harrys wundersames Strafgericht ein Begriff - in den USA durchaus ein beliebter und etablierter (Serien-)Darsteller). Eigentlich hat die Episode alles, was z.B. schon die Episode Three Storries (zu deutsch Drei Beine) hatte und was sie zu einem Highlight ihrer Staffel machte. Aber die Geschichte ist - und hier kommen wir endlich zum Titel dieses Eintrags - vollkommen überzogen, und wird dadurch unglaubwürdig. Die Illusion funktioniert nicht. Chance vertan, eine wirklich großartige Episode zu schaffen.
- My Name Is Earl (Robbed a stoner blind): Hier versuchte man, mal künstlerisch ein Schmankerl zu servieren. Im Drogenrausch erscheinen Earls Bruder Randy alle Personen als Knetmasse-Figuren. Und leider wird dieser Effekt über eine halbe Episode durchgezogen und läuft sich so - in meinen Augen - Tod. Als ob es nicht gereicht hätte, in der Folge mit dem Gaststar Christian Slater zu brillieren.
- Grey's Anatomy (Staring into the sun): Der bisher gelungendste Kunstgriff der diesjährigen Sweeps ist - wie so oft - eine ganz einfache Idee gewesen: bei sehr vielen aktuellen Serien, die auf einen großen Cast setzen, sind Schlußmontagen modern. Kurzszenen, die ohne Dialog gezeigt und von stimmungsvoller Musik verbunden werden und so die multiplen Handlungsbögen einer Episode zu einem Abschluß bringen. Sie gehören zu den festen Stilmitteln bei Grey's Anatomie. In dieser Episode nun ist die Musikuntermalung der Schlußmontage ein Wiegenlied, gesungen von Dr. Bailey für ihren kleinen Sohn (den sie in der Handlung hat extra aufwecken lassen, weil sie das Bedürfnis hatte, ihm nahe zu sein). Das fand ich sehr gelungen, Grandios gar! Gänsehautstimmung!
[Momentan in Winamp: Wonderwall - Just More]
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