Buffy und ich (Teil 2)
Ich war schon immer recht fernseh- und serienbegeistert, saß vor der Glotze, auch in den Nebenzeiten wie Samstag Nachmittag oder Sonntag. So entdeckte ich auch Buffy - Im Bann der Dämonen, das bei seiner Erstausstrahlung für den Samstag Nachmittag auf Pro7 programiert war. In dem Programmumfeld liefen - auch - Formate, die ich für reine Kinderformate hielt - für mich als Studienanfänger natürlich deutlich unter meiner Würde. Und - sein wir ehrlich - der Titel der Serie verhieß nichts Gutes, ich war auch noch nicht im Internet und sonstige Mundpropaganda schied auch aus. Ich vermute rückblickend, dass meine Fernsehzeitung mich auf die Serie hinwies. Und natürlich hatte ich damals noch keine Ahnung, dass Buffy in den USA für die Prime-Time produziert wurde.
Die ersten Folgen hielten mich dann - für mich überraschend - dabei, auch wenn ich einige Episoden verpaßt habe - bedenkt, wir reden hier von jemanden, der mittels zwei Videorekordern von rein äußerlichen Einflüssen wie Sendezeit unabhängig war; verpasste Episoden sind also ein eher schlechtes Zeichen.
Ein (geschätztes) Jahr später wurde dann auch die dritte Staffel in Deutschland ausgestrahlt. Einem Freund von mir, der aufgrund seiner Wohnsituation weder Kabel noch eine Satelitenschüssel hatte, erzählte ich von der Serie, bot an, sie ihm aufzunehmen. Er schaute sie sich an, war nur mäßig angetan, gab mir die Kasetten zurück.
Und da passierte es dann: ich brachte es nicht über mich, die Episoden zu löschen. Da ich nun kein Kind von halben Sachen bin, also die Werbung rauschgeschnitten (wir erinnern uns: zwei Videorekorder) - wie vorher auch schon bei anderen Serien (TNG, Akte X, DS9 - doch zu dem Thema an einem anderen Zeitpunkt mehr).
Relativ schnell passierten zwei Dinge, die meine Liebe zur Serie deutlich steigerten: ich entdeckte Sounds of the Slayer und die Fan-Bücher von Christian Lukas und Sascha Westphal.
The Sounds of the Slayer war eine Fan-Seite, auf der Audioschnippsel der englischen Orginalausgabe der Serie zu finden waren - in den Frühzeiten des Internet, wo DSL-Flatrates noch eine Seltenheit waren, gab es eben noch nicht die internationale Serienpiraterie der heutigen Zeit, und so tat jeder, was er konnte: der Betreiber dieser Seite nun nahm die Episoden im Fernsehen auf, extrahierte den Sound und erstellte kleine Sound-Bites - Ausrufe, One-Liner, gelegentlich ganze Dialoge - und dazu dann auch noch den Text der jeweiligen Zitate ausgeschrieben. Und, da er ja vor der deutschen Ausstrahlung quasi ein Jahr Vorlaufzeit hatte, waren die Beiträge schon im Internt, wenn ich eine Folge sah. Es wurde zu meinem größten Vergnügen, nach dem Sehen einer Episode zum Rechner meines Mittbewohners zu laufen (den durfte ich mitbenutzen und mein Mitbewohner fuhr am Wochende immer nach hause), hochfahren, Modem an, online gehen (erinnert Euch an die typischen Modemgeräusche), zu Sounds of the Slayer surfen, Downloadmanger füttern, warten ... ... ... ... ... ..., noch ein bisschen mehr warten ... ... ... ... ..., die Sounds hören und nachlesen und (endlich) über die Witze lachen, die die deutsche Synchronisation nicht rüber bringen konnte. Sehr schöne Erinnerungen. Natürlich wurde die Seite wegen ihres massiven Urheberrechtsverstoßes aus dem Netz gemahnt (pünktlich zum Erscheinen von DVDs zur Serie ...).
Die beiden Autoren Lukas und Westphal waren mir schon durch andere Fanbücher bekannt gewesen, also inoffizielle Publikationen mit Hintergründen von - zumeist - Journalisten. Damals - wiederum Internet nicht weit verbreitet - auf der Schwelle zwischen internationaliserten Informationsmöglichkeiten und nationalen Ausstrahlungen gab es einen Markt für professionelle Informationen, ein Einordnen der Serien und Episoden in den Gesamtkontext, eine Feststellung von Merkwürdigkeiten bestimmter Episoden, Vorstellung herausragender/aus anderem Zusamenhang bekannter Gaststars, Episodenguides. Die Fanbücher zu den den ersten drei Staffeln (die 35 Folgen der ersten beiden Staffeln wurden in einem Buch zusammengefaßt) waren eine der inspirierendsten Serienlektüren, die ich - bis heute hin - kenne. Der erste Band hatte als durchscheinenden Aufhänger das Thema Horror in Literatur und Fernsehen, der nächste Band dann Teenager in Amerika (unter besonderer Berücksichtigung des damaligen Columbine-Massakers).
Es ging zurück zum normalen Leben: Buffy wechselte mit mäßigem Erfolg auf einen Sendeplatz am Mittwoch Abend, Angel gesellte sich dazu. Die weitere Entwicklung verlief ruhig, bis die ersten DVDs erschienen. Sauteuer (55€ für 11-13 Episoden ...) und für mich als Student eben doch ein bisschen zu viel. Aber, das Leben ging weiter, die DVDs wurden billiger, und es gibt ja auch noch diverse Internetauktionshäuser (damals, da gab es - kurzzeitig - auch Alternativen zum heutigen Fast-Monopolisten ... ohne Verkaufsprovision und Angebotsgebühren - heck, so hat eBay auch mal angefangen!).
Die vierte Stafel von Buffy hatte - nicht nur in meinen Augen - einen gewaltigen Druchhänger (der Übergang der Charaktere zum College lief nicht so gut, vermutlich dürfte sich der geniale Schöpfer der Serie - Joss Whedon - auch mehr mit der ersten Angle-Staffel beschäftigt haben). Die folgenden Staffeln konnten mich dann aber wieder komplett in ihren Bann ziehen. Ich weiss noch, dass ich den "Soundtrack" zur Musicalepisode zuerst via Internet gehört habe. Allerdings ohne Texte zum Mitlesen, so dass ich - alleine auf mein Gehöhr und meine Fantasie angewiesen - mir die Handlung der Folgen doch arg unzutreffend zusammenreimte.
Wie gesagt habe ich Angle im Sommer noch mal komplett gesehen, bei Buffy habe ich dann vorletztes Jahr mal bei Staffel 5 angefangen, bin aber an The Body hängengeblieben (passiert mir häfiger, dass ich bei Wiederholungen die ganz harten Momente dann vor mir her schiebe; und die einzige Art und Weise, eine Serie zu sehen ist nunmal: in der richtigen Reihenfolge! - da stockt man dann).
Alles in allem ist das komplette Buffyverse in meinen Augen ganz großes Kino. Heutzutage hat es aber ein bisschen das Problem, dass diese Maßstäbe setztende Serie inzwischen ein ganzes Subgenre inspiriert hat. Wenn man die Serie also heute sieht, bemerkt man nicht das bahnbrechend Neue der Orginalausstrahlungen, sondern vergleicht die Serie mit Nachfolgern, die z.T. ein deutlich höheres Budget haben (als grade die erste Staffel von Buffy). Buffy war seinerzeit eine Nieschenproduktion, die sich auf Horror, Teenager und Action konzentrierte. Heutzutage hat z.B. Veronica Mars pro Folge einfach 10 Minuten "mehr" Zeit für die Handlung, die bei Buffy noch mit Kampfszenen gefüllt werden mußten.
[Momentan in Winamp: Amber Benson - I'm Under Your Spell]
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